Kindergarten

Wochenschau: Natürliche Lernsituationen im Wald

Lernsituation im Wald

Die Wochenschau – ein wunderbarer Service der Begleiter aus dem Kindergarten für uns Eltern, damit wir am Leben unserer Kinder etwas teilhaben können. Jeden Donnerstag geht es für die Kindergartenkinder in den Wald. Am letzten Donnerstag war der Waldtag so beeindruckend, dass Dorothea ihre Eindrücke aufgeschrieben hat: Was die Kinder dort alles erleben und fürs Leben lernen konnten.

Ein Gastbeitrag von Dorothea, Begleiterin im Kindergarten

Hütten bauen im Wald

Die Jungs sind unterwegs, um Baumstämme zu holen, um weiter an der Hütte im Wald zu bauen. Sie suchen die längsten Stämme heraus und prüfen das Gewicht der Stämme. Alleine tragen oder zu zweit oder zu dritt? Wie tragen wir sie gemeinsam? Die Stämme sind zwischen drei und fünf Meter.

„Wir tragen zwei Stämme,“ hat einer die Idee. „Ich trage auf beiden Seiten einen Stamm. Ich vorne und du hinten.“ Ein dritter Junge nimmt alleine einen mehrere Meter langen Stamm auf, zieht ihn ein kurzes Stück. „Den nehme ich, das kann ich .“ Der Stamm ist ca. vier Meter lang und hat vorne eine Astgabel. Der Junge geht los und wie ich so hinter ihm her gehe, denke ich: „Was für ein Lernfeld.“

Der Junge zieht den langen Stamm hinter sich her, dabei muss er auf all die vielen Bäume im Wald vor ihm achten, dass die Astgabel seines Stammes sich nicht verhakt in all den Zweigen und Ästen der Bäume. Wie schafft er es selbst hindurch mit seinem Körper zwischen Baum und zu schleppendem Stamm? Ein Ast verkantet, er rangiert ein Stück zurück, dann ist schon der nächste Baum im Weg. Ein achtsames Vorgehen mit ganzem körperlichem Einsatz. Der lange Stamm hat sein Gewicht.

Und dann – welch Freude, die Stämme auf die Länge zu kürzen, passend für die Hütte… (oder Feuerholz für die Feuerschale im Kiga). Die Kinder erkennen die unterschiedlichen Beschaffenheiten der Baumstämme – welche sind fest, welche morsch. Die dickeren Stämme werden gesägt. Die morschen und dünneren werden zwischen zwei Bäume geklemmt und mit Hebelwirkung gebrochen. Die Augen der Kinder sind zusammengekniffen, kurz bevor die Stämme auseinanderbrechen – ein bisschen Angst? Und dann die Freude wenn es kracht.

Was für ein Lernfeld!

Was für eine Kraft wird hier mobilisiert und was für ein Zusammenwirken zwischen den Kindern.

Ich sehe die physische Kraft, die die Kinder brauchen zum Schleppen, zum Sägen, zum Brechen der Hölzer. Die eigene Kraft einschätzen, die Grenzen der Kraft zu erfahren, ihr Körpergewicht einzusetzen. Die Kinder erfahren Grenzen von außen, z. B. durch die Schwere der Stämme, sie zu akzeptieren oder andere Möglichkeiten zu finden um sie zu überwinden.

  • Auf den Unebenheiten des Waldbodens üben die Kinder unbewusst ihr Gleichgewicht.
  • Ich sehe, wie sie ihre Koordination beim Schleppen der langen Stämme durchs Unterholz schulen.
  • Gefühle finden Ausdruck, wie z. B. Ärger… ist der Baum schwer!
  • Die Kinder erleben ihre Körpergrenzen, den Krafteinsatz, Koordination, Gleichgewicht, Kommunikation, Kooperation.
  • Sie lernen Physik – Gewicht, Kraft, Hebelwirkung.

All dies gibt den Kindern die Möglichkeit sich selbst wahrzunehmen, sich zu spüren, die eigenen Grenzen kennenzulernen, zu akzeptieren und zu überwinden.

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