Es ist ein warmer September-Freitag, als wir mit dem Auto auf den Schulparkplatz einbiegen. Die Nase meiner Tochter drückt sich neugierig an die Autoscheibe. Ihre kleinen Kulleraugen bestaunen erwartungsvoll all die bunten Schultüten, die an ihr vorbeilaufen. Ihre kleine Hand hält dabei ihre eigene selbstgenähte Pferde-Schultüte fest, die prall gefüllt und gut behütet auf ihrem Schoß liegt.
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ (Hermann Hesse)
Und dieser Zauber ist so greifbar und spürbar! Lauter kleine Rucksackwichtel mit übergroßen Schultüten stapfen voller Vorfreude zum großen Schultor, welches unseren Kindern fortan ermöglichen wird, sich aktiv, ganzheitlich, wertneutral und aus ihrer intrinsischen Motivation heraus frei zu entwickeln – jeder in seinem eigenen Tempo. Jedes Wichtelkind hat sich für seinen großen Tag heute besonders schick gemacht. Jeder darf so sein, wie er ist und wie er sich am wohlsten fühlt. Einige rennen selbstsicher auf das Schulgelände zu, weil sie hier bereits ihre Kindergartenzeit verbracht oder ältere Geschwisterschulkinder haben. Andere greifen lieber noch die Hand ihrer Eltern und beobachten das Treiben aus sicherer Entfernung.
Heute ist ein unvergesslicher Tag, denn alle Familienmitglieder und sogar Freunde dürfen dabei sein!
„Herzlich Willkommen in unserer Schule! Wie heißt du?“ Am Tor erwarten uns bereits zwei Mädchen, die alle Neuankömmlinge freudestrahlend begrüßen. Sie schreiben den Namen unseres Kindes auf ein Stück Krepp-Band und – schwupps – klebt dieses bereits auf ihrem Festkleid, dass sie zuvor sorgfältig ausgewählt hat.
Und so schnell war das Eis bereits gebrochen!
Als wir uns so umschauen, entdecken wir auch gleich schon den Mittelpunkt
des heutigen Festes auf dem Kunstrasenplatz vor der großen Turnhalle. Bunte Wimpelketten und Bänder flattern im warmen Sommerwind. Wie ein überdimensionales Mandala ist der Festplatz gestaltet. Im Mittelpunkt steht ein riesiger Strauß mit bunten Sommerblumen, umringt von geheimnisvollen
kleinen Kästen mit braunem Substrat und bunt angemalten Tontöpfen. Was es damit wohl auf sich hat? – Wenn man ganz achtsam ist, kann man die Vorfreude in der Luft jetzt schon knistern hören! Um die Erde-Kästchen herum sehen wir ganz viele Sitzmatten und Yogakissen, sowie einen Mikrofonständer. Den äußeren Rand des Festkreises bildet ein großer bunter Stuhlkreis. Unser Blick schweift über die Stühle – manche davon bestückt mit Namensschildern – und wir erkennen direkt, dass jedes Schulkind mit samt der ganzen Familie hier
Platz nehmen und sich willkommen fühlen soll.
Das muntere Herumgewusel wird plötzlich durchdrungen vom schwingenden Klang einer Klangschale. Die FAS-Schüler wissen genau,
was das bedeutet, denn so startet jeden Morgen ihr Morgenkreis-Ritual. Alle suchen sich ein Plätzchen auf den Matten und Sitzkissen um den großen Blumenstrauß herum. Die „Erst‘ler“ –
also die Einschulungskinder – nehmen mit ihrer Familie Platz im äußeren Stuhlkreis. Und plötzlich erklingen harmonische Töne einer Gitarre und die Kinder stimmen energisch ihr Begrüßungslied ein.
„Kennt ihr schon die F-A-S, das ist die Schule OHNE Stress. Wir können tolle Sachen machen, und haben dabei… viel zu lachen!“
Es wird munter geträllert, getanzt und gelacht. Jeder Gast darf spüren, wie stolz die Kinder auf ihre Schule sind. Doch da geht noch mehr! Denn nun startet der Höhepunkt des Festes, welcher bei einigen Mamis und Papis ehrfürchtig
die Tränen in die Augen treibt: Jeder Erst’ler wird persönlich
von seinem Paten – einem größeren Schulkind – abgeholt und mit ausgestreckter Hand in die FAS-Gemeinschaft eingeladen. Die Entscheidung, in den Kreis einzutreten wird mit einem selbstgebastelten bunten Flatter-Stirnband besiegelt.
Liebe, Respekt und Achtung vor dem anderen ist das Samenkorn, aus dem eine bessere Welt entstehen kann,
in der es sich lohnt zu leben.
Nun kann ausgelassen gefeiert werden! Bunte Seifenblasen tanzen durch die Luft und zeigen den Erst’lern, dass es nun die Gelegenheit gekommen ist, das Gelände zu erkunden. Familie und Freunde haben die Möglichkeit, in einer persönlichen Schulführung das FAS- Konzept und deren Räumlichkeiten kennenzulernen.
Bei so einer tollen Holzwerkstatt kommt sogar der Opa ins Staunen und Oma wäre beim Anblick der „Krea“(tivwerkstatt) am liebsten selbst wieder Schulkind gewesen!
Und so endet ein gelungener Tag im fröhlichen Beisammensein mit lecken selbstgebackenen Speisen und Getränken mit der Frage: „Mami, wann darf ich wieder in die Schule?“ – „Am Montag, mein Schatz….“.
Vielen Dank für diese wunderschöne Beschreibung der Einschulungsfeier. Da bekomme ich tatsächlich Lust, nochmal in eine solche Schule gehen zu können. Aber zum Glück erfahre ich ja über meine beiden Enkelkinder so vieles, sie gehen gern in diese Schule.
Angelika Kuveke