Schule

Ein Jahr freies, aktives Lernen und Familiendasein

Unser erstes Jahr an der FAS

Der erste Montagmorgen nach den Sommerferien ist da. Plötzlich steht da ein sehr selbstbewusstes, siebenjähriges Schulkind in der Haustür, sagt „Tschüss!“ und ist unterwegs in Richtung Schule. Gerade noch haben wir uns Gedanken gemacht über eine Schule, die zu uns als Familie passt, und nun ist das erste Jahr schon vorüber. Zeit sich ein paar Gedanken zu machen: Darüber, wie wir das erste Jahr empfunden haben, wie es uns mit der Entscheidung für die Freie Aktive Schule (FAS) geht und was wir neuen FAS-Eltern mit auf den Weg geben könnten.

Zeit fürs Familienleben

Wir als Eltern sehen das Leben mit der Freien Aktiven Schule sehr positiv. Unsere Nachmittage, Wochenenden und Ferien sind frei von klassischen schulischen Dingen. Wir haben genug Zeit für uns als Familie, für Freunde, für Unternehmungen, einfach für Dinge, mit denen wir gerne Zeit verbringen möchten. Wir müssen an sonnigen Winternachmittagen den verschneiten Schlittenhang nicht frühzeitig verlassen, weil noch Hausaufgaben anstehen, sondern rodeln, bis es uns richtig kalt ist.

In Familien gibt es ausreichend Diskussionspunkte, wir sind froh, dass wir nicht auch noch über Hausaufgaben diskutieren müssen. Dadurch wird der Familienalltag entspannt. Interessant ist, dass unsere Tochter nachmittags häufig freiwillig an ihren Schreibtisch sitzt und sich aus eigenem Antrieb heraus mit schulischen Themen beschäftigt. Ohne Druck, ohne Ermahnung, einfach so – weil es ihr Spaß macht.

Was unsere Zweitklässlerin schon kann

Ein Vorurteil, welches wir immer wieder zu hören bekommen: Die Kinder lernen an solchen Schulen doch nichts! Unsere Tochter liest Ende des ersten Schuljahres „richtige“ Bücher wie Pippi Langstrumpf alleine, sie schreibt und rechnet über dem Niveau, das der Bildungsplan für beginnende Zweitklässler vorsieht. Sie ist neugierig und hat eine gute Allgemeinbildung. Sie hat verschiedenste handwerkliche Fähigkeiten erworben und soziale Kompetenzen gesammelt. Beim Vergleich mit anderen Kindern ihres Alters können wir keinerlei Defizite feststellen.

Interessant für uns sind auch immer wieder Gespräche mit Eltern von anderen Schulen. Spannend ist das Thema FAS für viele, jedoch stoßen wir auch auf Ablehnung. Da gibt es zum Beispiel eine Mutter, die sich in einem Telefonat darüber aufregt, was unser Kind ihrer Tochter erzählt hat: Unsere Tochter müsse nie Hausaufgaben machen und in der Schule dürfe sie tun, worauf sie Lust habe. Ihre Tochter ist nur die ersten Wochen gerne in die Schule gegangen und verweigert sich nun komplett. Da braucht es ein dickes Fell in manchen Gesprächen.

Zweifel im ersten Jahr

Nach den ersten Herbstferien hatten wir an unserer Entscheidung gezweifelt. Ist diese Schule wirklich das richtige für uns und unser Kind? Entwickelt sie sich so, wie sie sollte? Unsere Tochter erzählte daheim nichts aus der Schule. Wir hatten keine Ahnung, ob sie sich wohl fühlte, ob sie bei einer zu ihr passenden Gruppe angekommen war, was sie an den Vormittagen so erlebte. Nachmittags war sie Zuhause ziemlich erledigt und hat viel in ihrem Zimmer gespielt.

Nach Anfrage bei ihrer Begleiterin hatten wir sofort einen Gesprächstermin angeboten bekommen. Gerade diese Bereitschaft, kurzfristig und nicht nur zwischen Tür und Angel mit jemandem über seine Sorgen sprechen zu können, zu merken, dass die Begleiter die Kinder sehr gut kennen und unsere Sorgen beseitigen konnten, hat uns in unserer Entscheidung bestärkt. Hier sind wir gut aufgehoben.

Wir schätzen es sehr, dass wir uns als Eltern aktiv in den Schulalltag einbringen können. So entstand ein neues Netzwerk. Wir sehen andere Eltern nicht nur an den Elternabenden, sondern auch bei den gemeinsamen Aktionen. Wir kennen die Kinder der Schule, die Angestellten und die Familien. Durch die hohe Identifikation mit der Schule ist auch die Kommunikation zwischen Lehrkräften und Erziehungsberechtigten einfacher.

Was zukünftige FAS-Eltern wissen sollten

Klar geworden ist mir im ersten Jahr noch mehr, dass die FAS nicht für jedes Kind und jede Familie geeignet ist. Eltern brauchen viel Vertrauen in ihr Kind und das Leben allgemein, sowie die Bereitschaft, sich immer wieder den eigenen Ängsten zu stellen. Der längere Auswahlprozess hat definitiv seine Berechtigung.

Wer sich mit dem Gedanken trägt, sein Kind (und damit auch irgendwie die Familie) an der Freien Aktiven Schule anzumelden und gemeinsam diesen Weg zu gehen, sollte sich frühzeitig mit dem Thema beschäftigen. Man muss als Familie hinter diesem Konzept stehen und davon überzeugt sein.

Für uns war und ist die Entscheidung für die FAS die richtige. Unsere Tochter entwickelt sich prächtig, wir fühlen uns dort wohl und gut aufgehoben.

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