Schule

Christian – Auszubildender, unterwegs im Außengelände

Christian - Auszubildener im Außengelände

Christian ist seit dem Schuljahr 2017/18 als Auszubildender Teil des pädagogischen Teams. Hier schreibt er über sein erstes Jahr an der Freien Aktiven Schule Stuttgart (FAS).

Ein Gastbeitrag von Christian, Auszubildender und Außen-Begleiter in der Freien Aktiven Schule

Als Jugend- und Heimerzieher an der FAS

Bevor ich an die FAS kam, hatte ich bereits an vielen Schulen als Schulkind-Begleiter gearbeitet und – neben der Waldorfschule, die ich selbst besuchte – verschiedene Sonder-, Gesamt- sowie Grundschulen kennengelernt. All diese Schulen sind sehr unterschiedlich in ihren Ansätzen und haben für mich doch einen gemeinsamen Nenner: In meinen Augen spielen die Kinder eine untergeordnete und fremdbestimmte Rolle. Es macht mich traurig zu sehen, wie viele Kinder die Freude am Lernen verlernt haben.

Diese Beobachtung ist nur ein kleiner Ausschnitt von dem, was mich dazu brachte über alternative Bildungswege nachzudenken. Schon als kleiner Junge konnte und wollte ich nicht verstehen und akzeptieren, dass DAS nun die Vorbereitung für das Leben sein soll. Als ich dann im September 2017 meine Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher begann, freute ich mich riesig, dass die FAS als Praxisstelle für mich möglich war. Seitdem unterstütze ich vor allem Johannes im Außengelände. Ich helfe bei der Inklusion eines Jungen und biete zusätzlich Bewegungsspiele und Basketball an.

Christian fiel es schwer sich zurückzunehmen

Ich genieße seit Anfang die Vielfalt der Kinder und Jugendlichen, mit all ihren Interessen und Eigenschaften. Meine Aufgaben sind sehr facettenreich: Vom Lagerbauen über Wasser- und Schneeballschlachten bis hin zu Fußball und Basketball begleite ich die unterschiedlichsten Aktivitäten. Nicht zuletzt auch dadurch, dass ich selbst gerne mitten im Geschehen bin.

Zunächst war es für mich eine große Herausforderung, weil es mir schwer fiel mich zurückzunehmen. Mein Glaubenssatz war, dass möglichst viel aktives Einbringen und Helfen meinerseits erforderlich sei, um ein guter Begleiter zu sein. Jedoch merkte ich schnell, dass dies an der FAS nicht die notwendige Qualität ist. So sah ich es als meine erste Aufgabe zu lernen, dass „aktive Passivität“, also mein bewusstes Zurücknehmen, oftmals ein größerer Gewinn für die Kinder und ihre Prozesse ist.

Durch die Weitläufigkeit des Außengeländes schule ich Tag für Tag die Weite meiner Aufmerksamkeit. Und übe intuitiv zu spüren, wo meine Präsenz die Kinder unterstützen kann. Als Resultat meiner Zurückhaltung sehe ich nur noch deutlicher, wie unglaublich selbstständig, sozial, clever, kreativ und gefühlvoll Kinder sind. Und vor allem beeindruckt mich, wie klar ihr Sinn für Fairness und eine ganz natürliche und intuitive Logik ist. Ich finde, nicht selten sind sie uns Erwachsenen darin sogar voraus.

Energie durch Bewegungsspiele kanalisieren

Als mein eigenes Angebot startete ich die Bewegungsspiele, welche vor allem von unseren jüngeren Kindern besucht werden. Hierbei ist mir wichtig, dass sie schon am frühen Morgen überschüssige Energie kanalisieren können und in ihrem Körper ankommen. Ich unterstütze die Kinder im demokratischen Prozess der Spielauswahl und im friedlichen Miteinander. Auch hier war für mich erstmal die Aufgabe zu lernen mich zurück zu nehmen. Zu beobachten, ob die Kinder manchmal auftretende Konflikte unter sich klären können. Mein Eingreifen würde möglicherweise eine Chance des Lernens nehmen. Es ist für mich immer spannend, sowohl die Gruppe und ihre Dynamik, als auch jedes einzelne Kind in seinem Wohlbefinden im Auge zu haben und zu unterstützen. Und ganz nebenbei macht es mir einfach eine Menge Spaß, mich mit den Kindern zu bewegen und zu toben.

Was mich von Anfang an sehr beeindruckt, sind die Offenheit und das Interesse des Begleiter-Teams für mein eigenes Einbringen und neue Ideen. Sie geben mir die Chance Verantwortung zu übernehmen und meine ganz persönlichen Qualitäten zur Verfügung zu stellen. Dadurch fühle ich mich nicht nur sehr geschätzt und gut aufgehoben, sondern auch selbstwirksam und komme jeden Tag gerne zur Schule.

Ich freue mich auf ein weiteres Jahr an der Freien Aktiven Schule!

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