Im Kindergarten der Freien Aktiven Schule (FAS) steht ein Weidenhäuschen. So lange steht es da noch gar nicht. Denn es wurde von uns Eltern und den Kindern in Eigenregie vor einem Jahr gebaut. Davor stand dort ein etwas in die Jahre gekommenes Zelt, das dringend ersetzt werden musste. Der Beschluss an einem der Kindergarten-Elternabende war eindeutig: Es sollte stattdessen etwas aus Weiden Gebautes an dieselbe Stelle.
Auch wir Eltern lernen an der FAS immer wieder und immer noch dazu und haben uns mit dem Thema Weidenbauten beschäftigt. Das Wichtigste haben wir in diesem Beitrag für andere Interessierte aufgeschrieben, damit jeder Bauwillige sein eigenes Weidenhäuschen ganz einfach nachbauen kann. Gebaut wurde an einem der Haus-Hof-und-Gartentage, gemeinsam mit den Kindergartenkindern. Und so sah das Ergebnis aus:
Anleitung Weidenhäuschen
Der richtige Zeitpunkt für den Bau
Am besten baut man ein Weidenhäuschen im Frühling. Im Normalfall gibt es ab Ende März keinen langen, kräftigen Frost mehr, denn sonst würden die Weiden absterben. Allerdings sollten die frisch geschnittenen Weiden auch noch nicht stark grün austreiben.
Wir haben das Häuschen am 10. März gebaut. Unsere Weiden hatten da bereits Knospen, mussten aber keinen strengen, langen Frost mehr überstehen und haben im zweiten Jahr nun schön ausgetrieben.
Standort und Pflege
Das Weidenhäuschen sollte an einem hellen Standort geplant werden. Es muss nicht den ganzen Tag Sonne an die Stelle scheinen, aber es darf auch nicht unter Bäumen stehen. Denn der Wurzeldruck darunter würde das Wachstum der Weiden begrenzen. Das Häuschen könnte nicht gut anwachsen, die Weiden würden im schlimmsten Fall absterben und nicht grün austreiben. Weiden benötigen außerdem viel Wasser, daher wird ein feuchter Standort bevorzugt. Oder es muss – vor allem am Anfang – sehr viel gegossen werden.
Die Weidenruten
Dank der großzügigen Spende einer ehemaligen FAS-Familie, mussten wir keine Weiden kaufen. Auf deren Grundstück durften wir, die für den Bau benötigten Weidenruten, am Vortag frisch schneiden. Der große Vorteil: Die abgeschnittenen Ruten mussten wegen einer Nacht nicht gewässert werden.
Weiterer Bezugstipp: Alternativ hätten wir noch bei der Stadt anfragen können, ob man im Frühjahr selbst an einem Fluss oder an einem Standort, der der Stadt gehört, die Weiden hätten schneiden dürfen. Dies sollte man allerdings schon früh im Jahr machen, da die pflegenden Gärtner oft schneller sind, als man denkt und im März die Weiden oftmals schon beschnitten wurden.
Benötigtes Material und Werkzeug
Für ein Weidenhäuschen wie unseres mit zwei bis drei Meter Durchmesser benötigt man:
- 20 mindestens daumendicke Weidenruten, mit einer Länge von mind. 2,5 bis 3m
- Zwischen 100 bis 200 dünnere Weidenruten (je nachdem wie dicht das Häuschen im ersten Jahr schon werden soll), mit einer Länge bis 3m
- Bindeband, z. B. Kokosbinder
- Kräftige Schere
- Astschere
- Spaten
- Eisenstange (3 bis 4cm Durchmesser)
- Hammer
- Möglichst viele Helfer, je mehr es werden, desto mehr Spaß für alle
Wir haben uns an der Anleitung der Umweltberatung Luzern orientiert. In dem verlinkten PDF findet man bereits viele interessante Informationen. Die Anleitung haben wir für unser Weidenhäuschen wie folgt abgeändert:
Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Zuerst wird der Kreis für das Weidenhäuschen festgelegt. Dafür ein Stück Schnur mit dem gewünschten Radius des Häuschens abschneiden und mit Hilfe eines Stocks einen Kreis ziehen. Wir haben einfach den alten Grundriss und Boden des Tipis genommen.
- Entlang dieses Kreises eine 10cm breite und spatentiefe Furche ausheben. Achtung! Eingang nicht vergessen, an dieser Stelle wird der Kreis nicht ausgehoben. Dabei auf eine gute Durchgangsbreite achten.
- Parallel dazu können einige Helfert bereits die Seitentriebe der Ruten mit der Astschere abschneiden, so dass man lange einfache Weidenruten zum Verarbeiten hat. Zuerst werden die dicken Ruten verarbeitet. Die dünnen benötigt man erst zum Schluss hin.
- Nun werden im ausgestochenen Kreis ca. alle 20cm Löcher in den Boden gemacht. Diese sollten ca. 40 bis 50cm tief sein. Zum Löcher machen kann man sich mit einer dicken Eisenstange und einem Hammer helfen.
- In diese Löcher werden nun die ersten beiden dicksten Weidenruten-Stangen eingesetzt, die das Gerüst bilden sollen. Am besten an gegenüberliegenden Punkten. Die Erde um diese Stangen sollte gut mit den Füßen platt gedrückt werden, damit die Stangen einen festen Halt im Boden haben. Die Stangen werden leicht schräg eingesetzt, so dass sie sich in der Mitte kreuzen. Hierbei auf die Höhe achten, das Weidenhäuschen sollte innen eine Höhe von ca. 2m haben. Die Überkreuzung liegt am besten höher als die endgültige Höhe, denn nun werden die Weidenruten in der Mitte zusammengebunden und bilden dadurch ein abgerundetes Dach.
- Rundherum werden nun alle dicken Weidenruten eingesteckt, die Erde festgetreten und in der Mitte mit dem Kokosbinder zusammengebunden.
- Erst wenn dies fertig ist, kommen die dünneren Weidenruten dran. Diese werden in den Aushub gelegt oder auch ein wenig in die Erde gesteckt und oben eingeflochten. Es kann sinnvoll sein, die Ruten von oben her durch das bisherige Geflecht durchzustecken und dann erst unten in den Boden zu drücken.
- Sind alle Weidenruten verflochten und eingebaut, wird der Graben wieder zugeschüttet. Und wieder mit den Füßen fest angedrückt. Dabei darauf achten, dass keine Ruten umgeknickt werden.
Langzeitpflege
Die Weiden sollte man ungefähr jeden zweiten/dritten Tag wässern, wenn es nicht ausreichend regnet. Wir haben die neuen Triebe dieses Jahr einfach wachsen lassen, nicht beschnitten und flechten diese immer wieder ein, um das Häuschen dichter zu machen. Um es noch dichter werden zu lassen und gleichzeitig den Kindern etwas zum ernten zu bieten, wollten wir zwischen den Weidenruten noch Erbsen einsähen. Hat dieses Jahr aber nicht geklappt. Nächstes Jahr dann vielleicht.