Vor einigen Jahren noch schrieb die Stuttgarter Zeitung: „Die Freie Aktive Schule ist ein Farbtupfer in der Stuttgarter Bildungslandschaft.“ Mittlerweile ist der Stuttgarter Exot zumindest bundesweit nichts Besonderes mehr. Denn die Freien Alternativen Schulen erleben derzeit einen Gründungsboom: 40 Gruppen sind momentan in Deutschland aktiv dabei eine Freie Schule zu gründen. Dazu kommen die bereits bestehenden 93 Freien Alternativen Schulen. Dem gegenüber stehen über 30.000 Regelschulen mit staatlichen Trägern.
Gemeinsames, aber auch Unterschiede
Regelmäßig treffen sich die Freien Alternativen Schulen zu einem großen Bundestreffen. Das letzte fand in Berlin, in der Aktiven Naturschule Prenzlau statt. Mitglieder der Schulen treffen sich, um sich auszutauschen, Gemeinsamkeiten zu stärken und von den Unterschieden zu lernen. Denn zwischen den einzelnen Freien Schulen gibt es eine große inhaltliche Spanne, erklärt die Schulleiterin der Prenzlauer Schule, Anke Heiden:
Die Freiarbeit ist wohl der kleinste gemeinsame Nenner, ansonsten ist es eine große Vielfalt.
Je nach Schule stehen so unterschiedliche Themen wie Natur, Demokratie oder Aktivität im Mittelpunkt des pädagogischen Konzepts.
Woher der aktuelle Gründungsboom kommt, woher die neue Lust am freien und alternativen Lernen stammt, ist selbst dem Geschäftsführer des Bundesverbands freier Alternativschulen Tillmann Kern noch nicht ganz klar:
Wir sind auch noch am Rätseln warum – wir hatten das auch zur Zeit der ersten Pisastudie, dass mehr Menschen sich aufmachen und Schule anders machen wollen.
Auf Augenhöhe zu den Schülern
Vielleicht ist es der oft bindungsorientierte Ansatz zwischen Lehrern und Schülern, der die freien Schulen attraktiv macht. Oder der bessere Schüler-Lehrer-Schlüssel. An den Freien Schulen kommen im Schnitt auf einen Lehrer gerade mal halb so viel zu betreuende Schüler wie an einer normalen Regelschule. Die Freien Schulen sehen sich allerdings nicht als Konkurrenz zur staatlichen Schule. Sondern als zusätzliches, besonderes Angebot, denn nicht für jede Familie ist diese Schulform geeignet. Beispielsweise fordern die meisten Freien Schulen ein wesentlich höheres Engagement der Eltern ein, als die Regelschulen.
Nicht nur die Schulen, sondern auch die Schülerzahlen sind in den letzten Jahren gestiegen. Aktuell besuchen rund 8.000 Kinder eine Freie Schule. Viele dieser Schulen haben steigende Bewerberzahlen. Einige – wie die Aktive Naturschule Prenzlau – sogar mehr Bewerber als Plätze.
Mitmachen beim Gründungsboom
Die rechtlichen Hürden für eine Schulgründung sind hoch. Wer sich dafür interessiert, wie solch eine Gründung abläuft oder selbst eine Schule gründen möchte, kann weitere Informationen beim Bundesverband der Freien Alternativschulen e.V. nachlesen oder teilweise kostenpflichtig bestellen.